Der Name des Clubs

Agrippina und Köln

Agrippina die Jüngere, eine Urenkelin des ersten römischen Kaisers Augustus, wurde am 6. November des Jahres 15 (oder 16) n. Chr. im Oppidum Ubiorum (Köln) geboren. Ihr Vater war Germanicus, zweitmächtigster Mann nach dem regierenden Kaiser Tiberius und als dessen Adoptivsohn Leiter der militärischen Operationen im äußersten Norden des römischen Reiches. Eine ähnliche Stellung hatte vorher Agrippa, ihr Großvater mütterlicherseits eingenommen. Die Mutter, Agrippina die Ältere, nahm sie bald nach der Geburt mit nach Rom, wo folgende beiden Faktoren sie in besonderer Weise formen sollten: die Zugehörigkeit zur höchsten römischen Aristokratie und das Leben im Zentrum der Macht, deren fast zügellose Gewalt jeder wechselweise selbst ausüben oder aber erleiden konnte. Als Kind wurde ihr der Tod des Vaters bereits mit vierunddreißig Jahren als Mordbefehl des Kaisers dargestellt; von demselben Tiberius wurde sie mit zwölf oder dreizehn Jahren zwangsverheiratet. Diese Erfahrungen in einem unerbittlichen Überlebenskampf ließen Agrippina zu einer starken Persönlichkeit heranwachsen, die sie allerdings jenseits sämtlicher Moralvorstellungen nutzte. Dabei setzte sie alle ihr zur Verfügung stehen- den politischen Einflussmöglichkeiten ein, was dazu führte, dass sie sich nach der Heirat mit Kaiser Claudius, ihrem vierundzwanzig Jahre älteren Onkel, mit ihm auf eine Stufe stellte – bis hin zur Annahme des Titels einer Augusta (Kaiserin). Folgerichtig wollte sie ihren Geburtsort, so, wie das auch Claudius mit dem seinen getan hatte, besonders bevorrechtet sehen; Oppidum Ubiorum wurde zur römischen Kolonie erhoben und erhielt einen neuen Namen: Colonia Claudia Ara Agrippinensium.

Gleichwohl war sie wegen ihrer Machenschaften ebenso gefährdet wie diejenigen, die sie aus diesem oder jenem Grund beseitigen ließ. Das bewies sich in tragischer Weise, als sie eigentlich am Ziel aller ihrer Bestrebungen angelangt war. Nach der Ermordung ihres Bruders Caligula, der als Kaiser auf Tiberius folgte, und ihres Gatten Claudius machte sie ihren Sohn aus erster Ehe, Nero, zum Kaiser; der war ein gelehriger Schüler seiner Mutter und setzte ihrem Leben ein Ende. 

Agrippina wurde aus dem öffentlichen Gedenken weitgehend gelöscht, nicht aber aus dem Namen ihrer Geburtsstadt. Das hat sicher vielfältige Gründe. Köln lag weit genug entfernt von Rom, doch vor allem war mit der Kolonieerhebung keine der zahlreichen Gräueltaten und Moralverletzungen verbunden. Und das Zeugnis des Historikers Tacitus stand – und steht! – unerschüttert, dass es diese Stadt am Rhein nur dem Eintreten der Agrippina zu verdanken hat, dass nach der Gründung 38 oder 19 v. Chr. im Jahre 50 n. Chr. die Erhebung zur Kolonie folgte – der erste und möglicherweise entscheidende Schritt zu einem kontinuierlichen Aufstieg, der sich fast ungebrochen durch die Geschichte des Altertums und des Mittelalters fortsetzte und erst in der frühen Neuzeit vorläufig in einem Niedergang endete.